Willkommen Atemnot, Muskelkrampf und blutender Zeh
Wer – wie ich – von den letzten 12 Monaten 7 in Rückenlage verbracht hat, der weiß viele Dinge neu zu schätzen. Das fängt damit an, dass erste zaghafte Schritte innerlich wie ein sub 3-Stunden Marathon bejubelt werden, dass abschätzende Blicke auf den Sportwäschehaufen eher sehnsüchtig und zärtlich sind und nicht angsteinflößend verpflichtend und endet am 15.07. in der Einschätzung, dass das schlammige Alsterwasser durchaus eine ähnliche Flüssigkeitsqualität hat wie feinster Champagner aus Médoc.
Mindestens die Einschätzung zum Alsterwasser wurde ein wenig durch den Blick in die beseelten Gesichter der Mitschwimmer kurz nach dem Sprung ins Nass ein wenig getrübt, denn so wie ich das deute, leiden ein Großteil der mich umgebenden und vornehmlich männlichen Athleten doch unter einer

vorwettkämpflichen Inkontinenz. Doch das ist Vermutung, maßgeblich ist auf dem Platz und heute war kurz, knapp und hart im Rahmen der Möglichkeiten angesagt, nämlich Sprint. Vergleicht man die verschiedenen Distanzen im Triathlon mit den verschiedenen Brotsorten, so ist die Langdistanz wohl das Toastbrot, fluffig und weich, der Sprint hingegen ist das kleine ungeliebte Vollkornbrot, welches um 19:30 immer noch in den Regalen liegt, eben weil es hart, komprimiert und wenig vorzeigbar ist. Es erzeugt eben doch mehr Bewunderung, wenn man sich Eisenmann nennen kann im Vergleich zu dem leichthin geführtem Gespräch im Betrieb: „Du ich hab letztes Wochenende einen Triathlon absolviert.“ „Oh, das könnte ich nicht, schon gar nicht das Schwimmen, da muss man doch 5 Kilometer schwimmen.“ „Nee, nur 500 Meter.“ Und dann folgt die peinliche Gesprächspause mit der Erkenntnis, dass Schweigen in manchen Runden doch Gold ist. Egal, zurück auf den Platz: Hart angeschwommen, alles nur Luschen um einen rum, Atemnot bekommen, toter Mann gemacht, bisschen Rückenschwimmen und vorbei war die erste Disziplin. Bleibt auch nicht viel zu sagen, nur vielleicht, dass der im blauen Becken gegebene Tipp „achte auf deine Handführung auch unter Wasser“ versagt, wenn die Finger ab 10 cm Augenabstand nicht mehr sichtbar sind… Hier noch mal allen Nörglern im Training gesagt: Es hat schon Sinn gehabt, wenn Peter uns als Vorgabe 10 x 50 Meter Wasserballkraul aufgedrückt hat. Die Radstrecke - zugegeben ich war skeptisch – ist im Sprint eine der schönsten Strecken die ich bislang fahren durfte, war auch um 10:00 Uhr nicht zu voll. Vorbei an Speicherstadt, Landungsbrücken zum Fischmarkt, zur Wechselzone zurück und das zwei mal. Hamburg von seiner besten Seite als Skyline mit Postkartenidylle – beim Belag nicht so, vor allem im Bereich der Hafenstraße. Das ist wohl noch dem G 20 geschuldet. Hier wäre ein bisschen Putzen wie in der Schanze sicherlich angebracht gewesen.
Das Laufen selbst, für die, die noch nicht da waren, an der Außenalster lang. Wenn die Außenalster aber nun mal das Trainingsrevier Nummer 1 ist, dann verstellt das wahrscheinlich den Blick für die Schönheit der Strecke.
Jetzt das Ganze noch 8 mal absolvieren, dann kann das Gespräch im Betrieb wieder aufgenommen werden…
Was gefallen hat:
- das Wetter
- die Orga
- viele freundliche und wahrscheinlich unentgeltliche Helfer
Was nicht so gefällt:
- der Preis
- Werbehandtücher von der Größe einer Postkarte (sinnlos und in Masse eher für die Tonne produziert)

(GB)